Verlegung des WDVS nach Estricheinbringung
Frage:
Ist es richtig, dass das Wärmedämmverbundsystem auf der Baustelle erst nach der Estricheinbringung erfolgen darf?
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Nr.: 2546
Antwort der Experten:
In der Norm für Außenwand-Wärmedämm-Verbundsysteme, der ÖNORM B 6400-1 ist in Abschnitt 4.4 "Voraussetzungen für die Verarbeitung", konkret unter 4.4.1 "Bauablauf" Folgendes zu lesen:
Vor Beginn der Arbeiten ist zu beachten, dass "keine nachträgliche Durchfeuchtung des Untergrundes (z.B. durch Estrichverlegung, Innenputzherstellung, fehlende Verblechungen) erfolgt (der Bauzeitplan ist darauf abzustimmen)."
Diese Regelung ist auf solche Bauweisen zutreffend, bei denen es beim Einbringen derartiger feuchter Materialien zu einer kompletten Durchfeuchtung des Wandbildners und damit auch des Putzuntergrundes kommt. Dies kann bei feuchtetransportierenden Materialien, beispielsweise beim Ziegel der Fall sein.
Im modernen Holzbau bzw. Fertighausbau kommt es beim Einbringen feuchter Baustoffe nicht zu einer Durchfeuchtung der gesamten Wand bis hin zu der Schicht, auf die das Wärmedämmverbundsystem aufgebracht wird (i.d.R. die äußeren Beplankung des Holzrahmenwerks). Ein Durchfeuchten des Untergrundes wird durch entsprechende Funktionsschichten, z.B. Dampfbremsen, entsprechend abgemindert. Der Anstieg der relativen Luftfeuchtigkeit, wie er im Zusammenhang mit der Estricheinbringung, Putz- oder Spachtelarbeiten durchaus entstehen kann, ist durch geeignete Lüftungsmaßnahmen wieder zu senken, bevor es zu relevanter oder sogar schädlicher Feuchteaufnahme in tieferliegenden Bauteilschichten kommt.
Angeführte Normen:
ÖNORM B 6400-1 Außenwand-Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) - Teil 1: Planung und Verarbeitung (Ausgabe: 2017)