Schüttungen auf Geschossdecke

Mitja Furman (Architekt, Planer) :

Muss in eine Geschossdecke eine Schüttung eingebaut werden? Wie ist dies für Einfamilienhäuser und Mehrfamilienhäuser in Österreich geregelt?

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Nr.: 2688


Antwort der Experten:

Prinzipiell gibt es keine Verpflichtung eine Schüttung auf einer Geschossdecke einzubauen.

Schüttungen können einerseits als Ausgleichsschicht zB für Leitungsführung dienen, anderseits  für eine schallschutztechnische Ertüchtigung der Deckenkonstruktion eingesetzt werden.

Ob ein Einbau einer Schüttung auf einer Geschossdecke aus schallschutztechnischen Gründen notwendig ist, ist von den jeweiligen Anforderungen an das Bauteil abhängig (Verwendungszweck, gesetzliche Bestimmungen, Aufbau der Decke, Bauweise, Einbausitutation, Außenlärmpegel, etc.).

Die schallschutztechnischen Anforderungen an Außen- und Trennbauteile werden in der OIB Richtlinie 5 und in der ÖNORM B 8115-2 geregelt. Zusätzlich werden in der ÖNORM B 8115-5 freiwillige Schallschutz-Klassen angeführt. Weiters sind die Anforderungen gemäß entsprechender Bauordnung bzw. Bautechnikverordnung des jeweiligen Bundeslandes zu beachten. 

Über die bestehenden gesetzlichen Regelungen hinausgehende, erhöhte Anforderungen seitens der Auftraggeber:innen sind bereits in der Planung bekanntzugeben.

Für den Schallschutz von Holzdecken ist generell der Gesamtaufbau zu betrachten und soll bauaktustisch abgestimmt sein. Die effizienteste Maßnahme einen guten Schallschutz zu erreichen, besteht darin die Schallenergie bereits am Entstehungspunkt möglichst abzubauen, um so ein Eindringen in die Konstruktion zu vermeiden. So kann der Eintritt von Trittschall in die Decke durch einen möglichst schweren Estrich und eine weiche, fasrige Trittschalldämmung (mit einer geringen dynamischen Steifigkeit) stark reduziert werden. Eine ergänzende Maßnahme liegt in der Erhöhung der zweiten Masse (Masse-Feder-Masse Prinzip). Dies kann zB durch das Einbringen einer möglichst schweren elastisch gebunden Schüttung auf der Rohdecke erfolgen.

Ungebundene, lose Splittschüttungen mit einer Mindestdichte von 1.300kg/m³ und einer Mindestdicke von 4 cm sind eine weitere Option. Zusätzlich besteht die Möglichkeit durch den Einsatz von Kartonwaben die lose Schüttung "formgebunden" einzubringen.

Im Bauteilkatalog dataholz.eu finden Sie eine Vielzahl von Aufbauten von geprüften/bewerteten Geschossdecken (Holzrahmenbau, Holzmassivbau) mit bzw. ohne Schüttungen. Bei der bauphysikalische Beurteilung der jeweiligen Bauteilvariante werden Werte zum Luftschall- bzw. Trittschallschutz angeführt.

Literatur:

Zuschnitt 80 Schallschutz von proHolz Austria (s. Link)

Informationsdienst Holz, Schallschutz im Holzbau - Grundlagen und Vorbemessung holzbau handbuch  Reihe 3 Teil 3 Folge 1 (s. Link)

Angeführte Normen:

ÖNORM B 8115-1 Schallschutz und Raumakustik im Hochbau – Teil 1: Begriffe und Einheiten (Ausgabe: 2011)

ÖNORM B 8115-2 Schallschutz und Raumakustik im Hochbau - Teil 2: Methodik zur Ermittlung von Schallschutzniveaus (Ausgabe: 2021)

ÖNORM B 8115-4 Schallschutz und Raumakustik im Hochbau – Teil 4: Maßnahmen zur Erfüllung der schalltechnischen Anforderungen (Ausgabe: 2003)

OIB-Richtline 5 - Schallschutz (OIB-330.5-002/19) Richtlinien des Österreichischen Instituts für Bautechnik (Ausgabe: 2019) - s. Link


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