Holzfassade - Abtransport von Feuchtigkeit
Frage:
Warum braucht es bei einer Holzfassade eine Hinterlüftung? Wohin rinnt das Wasser (ohne Hinterlüftung), wenn durch offene Nut-Federschalung Wasser bzw. Feuchtigkeit in die Konstruktion eindringt?
Was ist bei einer Nut-Federholzfassade zu beachten, wenn sie mit einer Mittelschichtlasur/Beschichtung behandelt worden ist bzw. ist es sinnvoll wenn sie vergrauen soll?
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Nr.: 1303
Antwort der Experten:
Holz ist im Außenbereich einerseits durch Witterungseinflüsse und andererseits je nach Raumnutzung durch Feuchteandrang von innen (Diffusion) beansprucht. Eine Voraussetzung für eine lange Lebensdauer einer Holzfassade ist eine einwandfreie Wasserableitung vor und hinter der Fassade.
Die bauphysikalischen Grundprinzipien von Fassaden aus Holz (siehe Grafik: Typologie der Holzfassadensysteme) sind:
· Vorgehängte hinterlüftete Fassaden – sind Fassaden mit einem Hinterlüftungsspalt zwischen Wandbildner und der Bekleidung aus Holz bzw. Holzwerkstoffen, der durch Zuluftöffnungen an der Unterseite und Abluftöffnungen an der Oberseite mit der Außenluft verbunden ist.
· Vorgehängte belüftete Fassaden – sind Fassaden mit einem durchgehenden Luftspalt zwischen Wandbildner und der Bekleidung aus Holz bzw. Holzwerkstoffen, der lediglich an der Unterseite mit der Außenluft verbunden ist und eine Entwässerungsmöglichkeit aufweist.
· Nicht hinterlüftete Fassaden – sind Fassaden, die weder an der Unterseite noch an der Oberseite eine Luftöffnung aufweisen. Zwischen Außenschicht und Wandbildner kann (muss aber nicht) eine Luftschicht vorhanden sein.
Eine Entwässerungsmöglichkeit nach unten ist erforderlich, da sonst eingedrungene Feuchtigkeit nicht abtransportiert werden kann. Daher ist auch bei der nicht hinterlüfteten Fassade ein Luftspalt zu bevorzugen. Diese nicht hinterlüfteten Fassaden mit Luftspalt sind mit Einschränkungen möglich, wenn die Holzfassade keine diffusionsdichte Schicht (z.B. durch dickschichtige Beschichtungen) darstellt, keine hohe Baufeuchte der tragenden Konstruktion vorhanden ist und kein Niederschlagswasser hinter die Fassade gelangen kann. Eine nicht hinterlüftete Fassade ohne Luftschicht muss je nach Einbausituation gesondert betrachtet werden (s. pdf. "Bewertungsmatrix).
Eventuell kurzzeitig angereicherte Feuchtigkeit im Luftspalt wird durch Wind und Druckunterschiede und/oder Sonneneinstrahlung und den daraus resultierenden thermischen Auftrieb im Hinterlüftungsspalt abtransportiert. Bei belüfteten Holzfassaden bewirkt die im Winter im Belüftungsraum meist stehende Luft mit im Vergleich zur Außenluft höheren Lufttemperaturen eine Verminderung der Transmissionswärmeverluste.
Bei Brett und Profilholz-Fassaden (z. B. Nut- und Federschalung) wird zumindest eine Belüftung empfohlen, da es durch unvermeidbare Konstruktionsfugen sowie Undichtheiten zu einem Eindringen von Schlagregen hinter die Fassadenebene kommt.
Bei vertikalen Profilholzschalungen wird bei nicht hinterlüfteten Fassaden eine Einplanung einer »Drainageschicht« zwischen Holzfassade und horizontaler Konterlattung empfohlen (aus druckfestem, wasserdurchlässigen Material z.B. rostfreie Wellblechstreifen in Querlattenhöhe oder punktuelle Unterlegung der Latten mit Kunststoffplättchen).
Die Holzschalung wird unbehandelt belassen, wenn eine Vergrauung erwünscht ist. Wenn eine Beschichtung bereits vorhanden, aber eine Vergrauung erwünscht ist, muss die Fassade abgeschliffen werden. Dies kann jedoch unter Umständen zu einer sehr unregelmäßigen Vergrauung führen (siehe infoholz-Frage »Greywood«).
Falls eine Mittelschichtlasur aufbracht wird, muss bei nicht hinterlüfteten Holzfassaden bei der Berechnung der Feuchtediffusion (gemäß ÖNORM B 8110-2 Wärmeschutz im Hochbau) neben alle Bauteilschichten auch der sd-Wert der Lasur berücksichtigt werden (sd Wert = 1,0 m/Wartungsanstrich bei lösemittelbasierten Produkten (Mittelschichtlasuren). Des Weiteren sind die Wartungsintervalle laut Tabelle zu beachten.
Weiterführende Informationen finden Sie in der Publikation "Fassaden aus Holz", herausgegeben von proHolz Austria und der Holzforschung Austria.
Angeführte Normen:
ÖNORM B 8110-2 Wärmeschutz im Hochbau - Teil 2: Wasserdampfdiffusion, -konvektion und Kondensationsschutz (Ausgabe: 2020)